Brazen Abbot sind zurück! Sechs lange Jahre nach "Bad Religion" erscheint nun endlich der neue Hammer "Guilty As Sin". An der musikalischen Ausrichtung hat sich absolut nichts geändert. Melodischer Hardrock alter Schule tönt aus den Boxen, der Mitte der Achtziger die Charts und MTV im Sturm erobert hätte, im Nu-Metal-Zeitalter allerdings nur noch ein paar unverbesserliche Altfreaks interessieren dürfte. Wie auch immer: Der musikalischen Qualität von Nikolo Kotzev´s All-Star-Truppe tut dies zum Glück keinen Abbruch. Die Besetzung ist bis auf eine Ausnahme gleich geblieben. Neben einigen ehemaligen Europe-Leuten und Gitarrengott Kotzev himself erklingen auch dieses Mal wieder 3 Sänger: Joe Lynn Turner (ex-Rainbow, ex-Deep Purple), Göran Edman (ex-Yngwie Malmsteen) und Stimmwunder Jorn Lande (Masterplan, Ex-Ark), der Thomas Vikström (ex-Candlemass) ersetzt. Das musikalische Spektrum reicht von der gefühlvollen Ballade (´I´ll Be Free´, ´Eve´) über Mid-Tempo-Nummern wie dem Titeltrack bis hin zur astreinen AOR-Mitsing-Hymne mit arschgeilen Melodien (´Slip Away´, ´Mr. Earthman´, ´Supernatural´, ´A Whole Lotta Woman´). Die Keyboards tönen wie zu besten Deep Purple-Zeiten, die Gitarren stehen weit vorne und jeder der 3 Gesangsakkrobaten ist für sich gesehen schon eine Bank. Mit "Guilty As Sin" ist Nikolo Kotzev ein Album gelungen, das zu den großen Melodic-Rock-Scheiben der letzten Jahre zählt. Wer auch heute noch gerne mal alte Europe-, Rainbow-, Deep Purple- oder Malmsteen-Scheiben auflegt und das aktuelle Masterplan-Debut zu den Highlights im Metaljahr 2003 zählt, sollte auch "Guilty As Sin" nicht im Laden verstauben lassen. Pflicht für alle Classic Rock-Jünger!! Kaufen!!
Punkte: 88
Heavy Metal Maniac / 09.08.2003
Mal ehrlich: Wie oft in den letzten 20 Jahren habt ihr schon die Meilensteine von Nightranger ("Dawn Patrol" (`83), "Midnight Madness" (`84), "7 Wishes" (`85)) gespielt? Oder FM´s "Takin´ It To The Streets" (`91)? Hört ihr von der Mucke überhaupt noch was vor lauter Rauschen, Knistern und Knacken? Nicht? Dann schmeißt die Teile in den Müll, ihr braucht sie ab heute nicht mehr! Worauf wartet ihr noch? Eure Rettung sind die Briten Newman! Das vierte Album von Bandchef Steve Newman (v, g, keys) und seinen Mitstreitern Mike Brooke (b) und Pete Jupp (dr., ex-FM) hat alles, was ein gutes Old-Shool-Melodic-Scheibchen amerikanischer Machart braucht: fette Gitarrenriffs, jede Menge Keyboards und tolle Melodien. Newman bringen den Sound der Achtziger in´s neue Jahrtausend - absolut staubfrei produziert von Pete Coleman (Black Sabbath, AC/DC). Angefangen beim flotten Opener ´Save Me Tonight´, den Mid-Tempo-Nummern ´You Should Be Gone´ und ´Don’t Keep Me Waiting´, den künftigen "Kuschelrock"-Dauerbrennern ´Watching You´ und ´Worlds Apart´ bis hin zu Überflieger-Hymnen wie ´Heart vs. Desire´, ´What You Do To Me´ oder dem Titeltrack - "Sign Of The Modern Times" macht jede Menge Spaß! Newman beweisen, dass dieser "uralte" Sound auch 2003 noch frisch und unverbraucht klingen kann. Somit ist "Sign Of The Modern Times" eine Pflichtübung für jeden Melodic-Freak! Für Nightranger-Fetischisten sowieso. P.S.: Bitte veröffentlicht diese AOR-Perle auch auf Vinyl - dann ist die Zeitreise perfekt!
Punkte: 93
Heavy Metal Maniac / 13.08.2003
Zwei Jahre nach "Lord Of Earth And Heavens Heir" (LMP/SPV) erscheint nun das zweite Album von HUMAN FORTRESS bei Massacre. Doch nicht nur das Label ist neu, auch der Stil ist ein anderer: Im Gegensatz zum progressiven Debüt gehen die Hannoveraner 2003 um einiges kompakter zu Werke. Die neuen Songs sind griffiger, gehen extrem schnell ins Ohr und zwingen einen förmlich zum mitsingen. Besonders auf dem Live-Sektor dürften die aus Joti Parcharidis (voc), Torsten Wolf und Volker Trost (guitars), Pablo Tammen (bass), Laki Zaios (drums) und Dirk Marquardt (keys, accoustic guitars) bestehenden HUMAN FORTRESS von diesem "Stilwechsel" nur profitieren. Das erneut von Tommy Newton (HELLOWEEN, VICTORY, CONCEPTION) hervorragend in Szene gesetzte "Defenders Of The Crown" bietet epischen Melodic Metal der Spitzenklasse, irgendwo zwischen KAMELOT, BLIND GUARDIAN, RHAPSODY, HAMMERFALL, EDGUY und den PRETTY MAIDS, gewürzt mit einem kräftigen Schuss IRON MAIDEN. Zugegeben: Die Background-Chöre in einigen Songs gingen mir bei den ersten Durchläufen etwas gegen den Strich, aber das legte sich schnell und die Scheibe wächst wirklich mit jedem Mal. Vor allem die Gitarren- und Keyboard-Arbeit ist ganz große Klasse. Anspieltipps: ´Defenders Of The Crown´, ´Holy Grail Mine´, ´Border Raid In Lions March´, ´Siege Tower´ und ´Skin & Feather´. Fans der oben genannten Bands brauchen diese Scheibe!!!
Punkte: 90
Heavy Metal Maniac / 24.08.2003
Viel schneller als erwartet erscheint bereits Ende September das dritte Album
der italienischen Epic Metal-Götter DOOMSWORD. Das selbstbetitelte
Debüt (1999) und der 2002er Nachfolger "Resound The Horn" waren
Götterscheiben vor dem Herrn, die so leicht nicht mehr zu toppen sind. Deshalb
hatte ich so meine Bedenken: Ist es nicht noch zu früh für ein weiteres
Album? Können DOOMSWORD die Klasse ihrer bisherigen Alben
mit ihrem (laut "Marktgesetz" alles entscheidenden) dritten Album halten
oder sogar noch ausbauen?
Jawohl, sie können! Und wie sie können!!! "Let Battle Commence"
ist noch heavier, noch epischer, noch BATHORY-lastiger und noch
besser als "Resound The Horn". Hier jagt ein Klassiker den anderen!
Sieben Hymnen für die Ewigkeit, wovon sechs die Sieben-Minuten-Marke überschreiten.
Los geht´s mit dem gottgleichen Opener "Heathen Assault", dessen
kurz eingestreute Akkustikparts sooo wunderschööön sind, dass sie
fast schon weh tun. "In The Battlefield", "Deathbringer",
"The Siege" und "Blood Eagle" sind Epic Metal Hymnen, die
vor genialen, unsterblichen Melodien nur so strotzen. "Woden´s Reign"
ist ein astreiner Ohrwurm, der einem einfach nicht mehr aus dem Kopf will und
mit "My Name Will Live On" findet ein weit mehr als nur gelungenes Album
seinen würdigen Abschluß. Deathmaster singt wie ein junger Gott und
insbesondere die Gitarrenarbeit lässt mich vor Begeisterung unentwegt Bauklötze
in die Weltgeschichte staunen.
"Let Battle Commence" zählt bereits jetzt zu meinen Alltime-Faves
und ist (zusammen mit der JOHN ARCH-EP) der aussichtsreichste
Kandidat auf den Titel "Album des Jahres 2003". Und wer das alles nicht
mindestens genau so sieht, ist dumm, unwürdig und hat keine Ahnung! All Hail
to DOOMSWORD!
Punkte: 100
Heavy Metal Maniac / 30.08.2003
Daß geiler, radiotauglicher AOR nicht zwangsläufig aus den Staaten kommen muss,
bewies die deutsche Band Laos. Das im Frühsommer 1990 über
Teldec (heute EastWest) erschienene Debütalbum „We Want It“ zählt
zu den besten Melodic-Scheiben überhaupt und ist inzwischen sehr gesucht.
Bei Online-Auktionen geht die CD selten unter 40 € über den Ladentisch
und auch auf Metalbörsen waren Preise um die 90 DM längst keine Seltenheit.
„We Want It“ existiert aber auch als Vinyl und Musikkassette, sodaß
auch Rockfreaks mit schmalem Geldbeutel auf ihre Kosten kommen sollten.
Laos waren Gudrun Laos (v), Ralf Hansmeyer (g, ex-Xxaron),
Frank Fricke (g, ex-Living Death, ex-Mekong Delta),
Wolfgang Schindler (k), Jörg Michael (d, ex-alles und jeden) sowie Thomas
Röben (b, ex-Fact). „We Want It“ hat alles,
was eine gute AOR-Platte braucht. Sämtliche 10 (LP) bzw. 11 (CD und MC) Songs
des Albums sind einfach gestrickte, aber um so effektivere Ohrwürmer, die
schnell auf den Punkt kommen und die ihr auch ohne Textblatt locker mitsingen
könnt. Harte Rocker wie „I Want It“, „Why Is A Good Love”,
„Straight To The Top“, „Jericho”, „Heartbreak Road“,
„Long Shot“ oder „One More Night“ (kein Phil Collins-Cover!)
wechseln sich ab mit ruhigeren Nummern wie „Now That It´s Over“,
„We Called It Love“ (für mich DER Höhepunkt der Scheibe!)
oder „Higher Ground“. Die Gitarren stehen weit vorne, die Keybords
halten sich dezent zurück und über allem thront Gudruns mal sanfter,
mal rauher, aber immer ausdruckstarker Gesang.
Das von Erwin Musper (Scorpions, Bon Jovi, Def
Leppard) in den Wisseloord-Studios in Hilversum (Niederlande) abgemischte
„We Want It“ ist leider das einzige Album von Laos
. Kurz nach Veröffentlichung des Albums brach die Band schon wieder auseinander.
Jörg Michael trommelte in der Folgezeit für Headhunter,
Axel Rudi Pell, Running Wild oder Stratovarius,
Basser Thomas Röben wechselte zu Crossroads und Gudrun schlug
eine Solokarriere ein. Die Band Laos scheint heutzutage völlig
vergessen zu sein. Ein typisches One-Hit-Wonder eben, wobei hier das ganze Album
ein Hit ist. Der Qualität der Musik tut dies zum Glück keinen Abbruch
und so wandert „We Want It“ auch heute noch gerne und oft in meinen
CD-Schacht. Wer auf Bands wie Heart („Brigade“),
Warlock („Triumph And Agony“), Saraya
oder auch Robin Beck („Trouble Or Nothing“) steht,
dürfte auch mit Laos bestens klar kommen.
© 2003, Matthias Kraemer
Wer mit Prog-Metal der Marke Watchtower, Spiral Architect,
Zero Hour oder gar Power Of Omens nichts anzufangen
weiß, weil man den eigentlichen Song vor lauter vermeintlich unsinnigem
Gefrickel nicht mehr erkennt, sollte es dringend mal mit Magnitude Nine
probieren! Denn zu "Decoding The Soul", das eher an eine Mischung aus
"Images And Words" (Dream Theater) und vorallem "Parallels"
(Fates Warning) erinnert, kann man locker auch mal mitsingen
oder gepflegt die Matte schwingen.
Auch auf ihrem dritten Werk verliert die amerikanische Prog-Metal-Hoffnung nie
den eigentlichen Song aus dem Blickfeld, sondern agiert immer absolut songdienlich.
Keiner der 10 Songs überschreiet die 6-Minuten-Marke, ´Thirty Days
Of Night´ (Anspieltip!) läuft sogar schon nach 3:33 Minuten ins Ziel.
Weitere Anspieltips sind neben ´Lies Within The Truth´ und ´Changes´
vorallem die mit Götterrefrains ausgestatteten ´Facing The Unknown´
(hitverdächtiger Ohrwurm, der auch auf Fates Warning´s
"Parallels" hätte stehen können!), ´To Find A Reason´
und ´Walk Through The Fire´. Auf "Decoding The Soul" regieren
die Killer-Hooks, daß es nur so knallt!
Apropos "knallen": Die Gitarren knallen derart fett aus den Speakern,
daß man wirklich meint, diese könnten in der nächsten Minute für
immer den Geist aufgeben. Wem Queensryche schon (viel zu) lange
am Arsch vorbeigehen, wer die letzte Dream Theater zumindest
stellenweise zu anstrengend und modern fand oder wem die schier unendliche Wartezeit
auf das neue Fates Warning-Opus auch so gehörig auf die
Nüsse geht wie Michael oder mir, der braucht dringend "Decoding The
Soul". Besser kann melodischer Prog-Metal anno 2004 kaum klingen!
© 2004, Matthias Kraemer
Endlich! Satte 4 Jahre nach "Blood Of Tyrants" erscheint Ende Juni ein neues
Album von Exciter! Naja, fast: "New Testament" ist
"nur" eine Best-of-Compilation. Die hat es aber wirklich in sich!
Die aktuelle Besetzung, bestehend aus John Ricci, Rik Charron und Rückkehrer
Jacques Bélanger, hat unter der Regie von Hausproduzent Manfred Leidecker
15 Band-Klassiker neu eingeholzt. Dabei reicht die Bandbreite von Oldies wie
´Stand Up And Fight´, ´Heavy Metal Maniac´, ´Blackwitch´,
´Violence And Force´, ´Pounding Metal´, ´Long
Live The Loud´, ´Victims Of Sacrifice´, ´I Am The Beast´
und ´Rain Of Terror´ bis zu neueren Schandtaten wie ´The Dark
Command´, ´Burn At the Stake´, ´Ritual Death´,
´Rule With An Iron Fist´ und ´Brutal Warning´.
Vor allem die Oldies blühen in den neuen Versionen total auf. Jacques Bélanger
singt wie ein junger Gott und macht Dan Beehler völlig vergessen. ´Blackwitch´
wurde etwas gestrafft und auf etliche Refrainwiederholungen verzichtet. Aber
auch soundtechnisch macht "New Testament" einiges her. Besonders ´Rain
Of Terror´ vom `92er Album "Kill After Kill", das seinerzeit
unter einer extrem grottigen Produktion zu leiden hatte, knallt nun amtlich
fett aus den Boxen.
Bei den neueren Songs sind kaum Veränderungen auszumachen und das ist auch
der einzige Kritikpunkt an "New Testament": Warum wurde auf die Songs
der "neuen" Exciter nicht komplett verzichtet und stattdessen
ein paar Klassiker mehr eingespielt? So fehlt mit ´Cry Of The Banshee´
der beste Exciter-Song ever, von "Kill After Kill"
wurde nur ´Rain Of Terror´ verbraten (hätte gerne mal Neuauflagen
von ´Anger, Hate & Destruction´ oder ´Cold Blooded Murder´
gehört!) und schwächere Alben wie "Unveiling The Wicked" und
"Exciter" wurden komplett ignoriert. Gerade aus diesen Werken hätte
man sicher noch so einiges rausholen können!
Wie auch immer: "New Testament" ist ein amtliches Best-of-Scheibchen,
das Fans und Neueinsteiger gleichermaßen begeistern sollte und die Zeit
bis zum nächsten regulären Studio-Output angenehm überbrückt.
© 2004, Matthias Kraemer
Goat Horn kommen aus Ottawa/Kanada und existieren seit Ende 1999. Die Band
besteht aus Jason Decay (v, b), Brandon Wars (g) und Steel Rider (d), die zuvor
alle in lokalen Bands spielten. Nachdem Goat Horn anfangs vor
allem Songs von Cathedral und Judas Priest runterzockten,
nahm die Sache sehr schnell ernstere Züge an.
Bereits 2001 veröffentlichten sie in Eigenregie die CD "Voyage To Nowhere",
welche mir leider nicht vorliegt. Danach grasten Goat Horn recht
intensiv die Bühnen im Osten Kanadas ab, bevor im Sommer 2003 der Zweitling
"Storming The Gates" erschien. Das auf 1000 Stück limitierte Teil
verkaufte sich so gut, daß es am 15. Juni 2004 mit neuem Cover rereleased
wurde. "Storming The Gates" beinhaltet 8 Eigenkompositionen sowie das
Sacrifice-Cover ´Re-Animation´. Bonustracks sucht
ihr auf dem Rerelease leider vergeblich. Alle Käufer der Originalpressung
brauchen also nicht nochmal zuschlagen.
Goat Horn verbinden NWOBHM mit Endachtziger-Thrash und einer
Brise Doom zu einem einzigartigen Ganzen. Die Band klingt rau und ungeschliffen,
so als ob 1985 die Zeit stehengeblieben wäre. Liebhaber der von unserem Sascha
so verhassten "Pro-Tools-Zurechtrücksound"-Fraktion brauchen "Storming
The Gates" erst garnicht anzuchecken, wahre Underground-Metal-Maniacs werden
sich über einen weiteren Pflichtkauf freuen. Anspieltips spare ich mir, sonst
müsste ich jeden Song hier aufführen.
"Storming The Gates" gehört zu den besten Eigenproduktionen des
Jahres 2003 und ist für ca. 7 Euro (incl. Porto/Verpackung!) im Goat Store erhältlich. Dort findet ihr auch das Debüt "Voyage
To Nowhere", diverse Shirts und weitere Gimmicks. Ebenso stehen Videos und
mp3s zum Download bereit. Check this out!
© 2004, Matthias Kraemer
Meine Fresse, ist das ein Brett! Daß Magnum noch mal mit so einem
Hammeralbum um die Ecke kommen, hab ich echt nicht erwartet. Mit "Brand New
Morning" legen Bob Catley, Tony Clarkin und Co. das beste Magnum-Album
seit "Wings Of Heaven" (`88) vor. Die über 55 Minuten lange Scheibe,
welche frisch und modern, für Magnum-Verhältnisse fast
schon brachial daherkommt, beinhaltet neun meist überlange Songs, wovon mindestens
sechs schon bald zu den größten Magnum-Klassikern
überhaupt zählen werden. Trotz zeitgemäßer Produktion bleibt
musikalisch alles beim alten. Unwürdige "Nu Rock"-Einflüsse
sucht man hier vergeblich.
"Brand New Morning" startet mit dem über sechsminütigen
Titelsong in bester ´How Far Jerusalem´/´Days Of No Trust´-Manier
voll durch. Das folgende ´It's Time To Come Together´ hätte
das Zeug zum Radiohit à la ´Just Like An Arrow´ oder ´Start
Talking Love´, was aber leider an den unfähigen Programmchefs und
tauben "Musikredakteuren" in den hiesigen Radiostationen scheitern
wird. Fuck 'Em All!! ´We All Run´ und das mit einem Gottrefrain
ausgestattete ´I'd Breathe For You´ (das letzte Drittel des Songs
rult alles weg!) gehen in die "Vigilante"-Richtung, während ´The
Blue And The Grey´ eine grandiose Ballade mit ausgedehntem Mitsingpart
ist. Gänsehaut pur! Dann folgt für mich der Höhepunkt des Albums:
Die von einem Pianointro eingeleitete Mitsinghymne ´The Last Goodbye´
ist von vorne bis hinten nur genial!!! Wer zu diesem Song, der für mich
in einer Liga mit ´Steal Your Heart´, ´Midnight (You Won't
Be Sleeping)´ oder ´Different Worlds´ spielt, nicht abgeht
wie Schmidts Katze, ist taub, tot oder beides!! Nach diesen 6 Hämmern gibt
es mit ´Immigrant Son´ eine kleine Verschnaufpause, die ich aber
auch bitter nötig habe. Schlecht ist der Song nicht, aber auch nicht so
zwingend wie die vorherigen. Da ist "Hard Road" schon packender, kommt
aber nicht ganz an die obigen Meisterwerke heran. Zum Schluß laufen Magnum
nochmal zur Hochform auf: Der Rausschmeisser "The Scarecrow" ist ein
fast zehnminütiger Epictrack der Marke ´Don't Wake The Lion´.
"Brand New Morning" ist für mich die Überraschung des Jahres
und steht auf einer Stufe mit den Klassikern "On A Storyteller´s Night",
"Vigilante" und "Wings Of Heaven". Ende des Jahres wird "Brand
New Morning" mit Sicherheit ganz weit oben in meinem Jahrespoll stehen. Ich
freu mich schon auf die Tour im Herbst! Welcome back, guys!!
© 2004, Matthias Kraemer
Bereits seit 16 Jahren sind Brainstorm in der Metalszene aktiv. Nach
4 Demos, einigen Compilation-Beiträgen und Shows mit Stormwitch,
Exciter und Rage ergatterten die fünf Schwaben
1997 endlich ihren ersten Plattenvertrag. Während das Debüt „Hungry“
noch recht eintönigen Metal bot, war das ein Jahr später nachgeschobene
„Unholy“ bereits ein echter Kracher. Durch den 2000 vollzogenen Einstieg
von ex-Ivanhoe-Röhre und Frauenschwarm Andy B. Franck (auch
bei Symphorce hinterm Mikro) und dem Wechsel zum Kultlabel Metal
Blade eröffneten sich für Brainstorm neue Möglichkeiten.
„Ambiguity“ (das bisher beste, weil abwechslungsreichste Brainstorm-Werk),
„Metus Mortis“ und „Soul Tempation“ wurden von Fans und
Presse gleichermaßen euphorisch aufgenommen und erfolgreiche Tourneen mit
Größen wie Armored Saint, King Diamond,
Grave Digger, Tierra Santa, Saxon
und Edguy sowie gefeierte Festivalauftritte auf der ganzen Welt
brachten Brainstorm den langverdienten Erfolg.
Mit ihrem sechsten Longplayer „Liquid Monster“ verfolgen Brainstorm
den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Viel hat sich nicht geändert am
Brainstorm-schen Sound - und das ist gut so! US-amerikanischer
Metal der Marke Metal Church/Vicious Rumors/Powermad
mit Dickinson-artigem Gesang ist noch immer das Markenzeichen der Band. Man merkt
Brainstorm die Erfahrungen der letzten Jahre formlich an, denn
die Songs auf „Liquid Monster“ sind noch packender und mitreissender
als in der Vergangenheit. Perfekt aufeinander eingespielt zocken sich die fünf
Sympathiebolzen durch ihre 11 neuen Hymnen. Fette Gitarrenwände, packende
Hooks, hymnische Refrains und Andys melodischer, ausdrucksstarker Gesang ergeben
ein perfektes Ganzes, dem man sich nicht entziehen kann.
Einzelne Anspieltips auf „Liquid Monster“ hervorzuheben ist schwer,
weil alle Songs auf einer gleichbleibend hohen Linie stehen. Schon der Opener
´Worlds Are Comin´ Through´ ist ein absoluter Killer, der alle
Brainstorm-Qualitäten in sich vereinigt. ´Inside The
Monster´ geht in die ´Blind Suffering´-Richtung vom „Metus
Mortis“-Album. ´All Those Words´, die erste Single, ist der
kommerziellste Track des Albums, während es mit ´Lifeline´ wieder
voll auf die Fresse gibt. ´Invisible Enemy´ ist der progressivste
und untypischste Song. ´Heavenly´ ist eine Halbballade, deren Tempo
sich mit der Zeit steigert. ´Painside´ ähnelt ´The Leading´
vom letzten Album.´Despair To Dawn´ ist ein totaler Brecher, bei dem
sich Andy den Frust von der Seele singt, was in den Strophen etwas an Gene Adam
auf der ersten Iced Earth erinnert und total geil kommt. US-Metal
at it´s fucking best! Der Refrain, wie auch bei den anderen Songs der Platte,
gemahnt eher an die neueren Iced Earth. Wem die letzten 2-3 Iced
Earth-Alben nicht mehr so zugesagt haben, sollte es unbedingt mal mit
Brainstorm probieren. Das eingängige ´Mask Of Life´
drängt sich für eine Single-Veröffentlichung geradezu auf und wird
zusammen mit ´All Those Words´ und ´Painside´ schon bald
die Clubs zum kochen bringen. Bei ´Even Higher´ geht's dann nochmal
fett nach vorne, bevor ´Burns My Soul´ die Platte würdig abschließt.
Mit „Liquid Monster“ im Gepäck werden Brainstorm,
die für mich zusammen mit Eternal Reign und Lanfear
zu den besten Bands Deutschlands zählen, schon bald die letzte Hürde
des Erfolgs gekonnt meistern und mit Edguy ganz oben auf dem
Metal-Thron stehen.
„Liquid Monster“ kommt am 4. April über Metal Blade/SPV in die
Läden. Die limitierte Erstauflage im Digibook enthält eine prallgefüllte
Bonus-DVD, die Brainstorm auf ihren vergangenen Tourneen zeigt
und zusätzlich noch einen Bonustrack mitbringt. Ende April/Anfang Mai beackern
Brainstorm zusammen mit At Vance und Mercenary
die europäischen Clubs. Lasst euch das nicht entgehen!
© 2005, Matthias Kraemer
„Astralism“ ist bereits das dritte Album der schwedischen Hardrock-Hoffnung
Astral Doors. Wie schon auf den Vorgängern „Of The
Son And The Father“ (2003) und „Evil Is Forever“ (2005) orientiert
man sich auch hier an Ronnie James Dios (ex-Rainbow) früher
Solophase („Holy Diver“, ´83) sowie bei Black Sabbath
zu Tony-Martin-Zeiten („Headless Cross“, `89).
Astral Doors machen einen über 20 Jahre alten Sound wieder
salonfähig – von blinder Abkupferei keine Spur. Sie verarbeiten lediglich
ihre Haupteinflüsse, zu denen neben Dio und Black
Sabbath auch Rainbow und Deep Purple
zählen. „Astralism“ beinhaltet 13 Songs – vom straighten
Opener ´EVP´ über das bereits von der Vorab-EP bekannte ´Raiders
Of The Ark´ bis zum schleppenden Stampfer ´Tears From A Titan´.
Leider fehlt der Platte ein bisschen der Überraschungsmoment. Überhämmer
wie das epische Titelstück des Debüts sucht man hier vergeblich. Kein
Song sticht besonders heraus, sie bewegen sich alle auf demselben (sehr hohen)
Level.
Trotz dieser Kritikpunkte ist „Astralism“ aber eine sehr gute Hardrock-Scheibe
geworden, die keinen Fan der Band enttäuschen wird. Neueinsteiger sollten
sich aber zuerst an die Vorgänger halten.
Matthias Kraemer
Original: Stärkebeilage – Zeitung von und für Studierende der Fachhochschule Gelsenkirchen, 1. Ausgabe, 12. Juni 2006
© 2008, Matthias Kraemer. Alle Rechte vorbehalten.