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"A Sense of Change"? - Sieges Even

Fragenkatalog:

Sieges Even - von links: Arno Menses, Markus Steffen, Oliver Holzwarth, Alexander Holzwarth
Matthias' Interviewpremiere - und dann gleich mit den wieder aus der Versenkung aufgetauchten Sieges Even, einer der großartigsten Prog-Bands, die unser Land jemals hervorgebracht hat. Viel Spaß mit den Holzwarth-Brüdern:


Euer letztes Album „Uneven“ erschien vor 7 Jahren. Was habt ihr in der Zwischenzeit gemacht?

Markus Steffen: Viel geprobt... (lacht) Nachdem es quasi mit Sieges Even vorbei war, hat der Alex mich angerufen, ob wir wieder zusammen Musik machen wollen. Aus dem Anruf entstand das Projekt „Looking Glass Self“. Das war eigentlich das Original-Sieges Even-Line up, also Alex, Oli und ich. Wir haben dann ein Demo mit André Matos gemacht. Das haben wir aber irgendwann wieder aufgegeben, weil der André zu sehr involviert war in seine eigenen Geschichten wie Shaman usw. Ja, dann ging die lange Zeit der Sängersuche los, bis wir dann vor gut 2 Jahren auf Arno gestoßen sind bzw. er ist auf uns gestoßen, durch unsere Internetseite. Wir haben dann paar Songs mit ihm geschrieben. Das ging schon eher wieder in die Richtung Sieges Even, aber wir waren uns noch nicht ganz sicher, ob wir unter dem Namen weitermachen sollten...

Alexander Holzwarth: Weil eigentlich Reunions heute...

Markus: ...eher ein bitterer Beigeschmack anhängt.

Momentan ein bißchen ausgelutscht.

Markus: Furchtbar.

Alex: Wir haben dann gekünstelt nach anderen Namen gesucht, aber irgendwie sind wir dann drauf gekommen „Ey, was soll das? Wir SIND Sieges Even!“

Markus: Alex, Oli und ich spielen seit 20 Jahren zusammen. Insofern war es eigentlich sinnvoll, daß wieder unter dem alten Namen laufen zu lassen. Natürlich werden wir immer das Problem mit „Uneven“ und „Sophisticated“ haben. Die Leute werden erwarten, daß wir Material aus der Zeit spielen, das werden wir nicht mehr – definitiv nicht mehr.

Warum nicht?

Markus: Ganz einfach: Es ist nicht das, was wir unter Sieges Even verstehen. Es sind gute Scheiben, also musikalisch höchstes Niveau, aber wir haben einfach beim Zusammenspiel gemerkt, daß die Musik, die wir hier machen, anders ist.

Alex: Ne andere Band eben. Wir wollten uns ja damals auch umbenennen. Dann hießen wir trotzdem weiterhin Sieges Even. Aber die Frage mit dem Namen, das ist immer so... Was sind Namen? Es geht doch um die Musik und die spricht eigentlich für sich. Und die „Uneven“ und „Sophisticated“, die zwei Scheiben, das war einfach eine ganz andere Welt. Wer sich für diese Art unserer Musik interessiert, kann sich gerne auch 7For4 reinziehen, das ist die Band vom Wolfgang (Zenk, Gitarrist auf „Sophisticated“ und „Uneven“ – mk). Die klingt so ähnlich, würde ich mal sagen, ist noch abgefahrener und die spielen auch live. Ist doch geil, gleich zwei neue Bands...

Ihr habt also die vergangenen 7 Jahre dauernd weiterhin zusammen Musik gemacht und die Idee, die hinter Sieges Even steht, weiter fortgesetzt?

Alex: Es war immer Sieges Even.

Markus: Man kann seine Wurzeln nicht verleugnen...


Markus, warum hast du Sieges Even nach „A Sense Of Change“ verlassen?

Alex: Ja, das würde ich auch gerne wissen... (lacht)

Markus: Das waren keine extrem pragmatischen Gründe. Es war einfach so, daß es ein paar Probleme in der Band gab. Jeder wollte ein bißchen sein Feld abstecken, was zu einigen kindischen Streitereien geführt hat. Das war eigentlich der ausschlaggebende Punkt. Die Sängerfrage war nicht geklärt, der Jogi (Kaiser, Sänger auf „A Sense Of Change“ – mk) wollte nicht mehr so richtig. Dann haben wir halt gesagt: „Okay, dann lassen wir es lieber. Gehen wir unsere eigenen Wege“, was ich im nachhinein vom musikalischen Aspekt her nicht schlecht fand. Für mich war es eine gute Zeit. Ich bin musikalisch ein bißchen in eine andere Richtung gegangen. Aber letztendlich, alleine spielen ist für mich persönlich nicht drin, die Chemie in der Band mit Alex und Oli...

Alex: Kommt ja wieder...

Markus: Nee, ich glaube, wir sind einfach Bandmusiker. Das ist wirklich einzigartig zwischen uns. Wenn wir in einem Übungsraum sind, gibt es nur selten Proben, bei denen nichts rauskommt. Wir haben einfach ein blindes Verständnis füreinander und das hab ich natürlich in den Jahren auch vermisst und bin glücklich, daß es jetzt wieder da ist.

Was heißt das, daß du musikalisch in eine andere Richtung gegangen bist?

Markus: Ich habe moderne klassische Gitarre gespielt und komponiert, also total in einer anderen Ecke gearbeitet. Aber das ist halt mehr eine einsame Arbeit. Da bleibt einfach ne Energie, die haste dann noch...


Wie genau kam es dann zur Reunion? Wie habt ihr wieder zusammengefunden?

Markus: Direkt nach der letzten Sieges Even-CD, als sie sich von Wolfgang getrennt haben, habe ich nachts um zwei einen Anruf vom Alex gekriegt. Er war schon etwas angeheitert und hat mich gefragt, ob ich wieder Lust hätte.

Alex: Für mich und Oli ist nicht ein Tag vergangen, an dem es Sieges Even nicht gab.

Markus: Ich war dann auch sofort wieder im Übungsraum, die erste Probe... und es kam auch gleich wieder was raus.

Alex: Wir mussten erstmal gucken, ob es noch klappt. Wir haben erstmal geprobt. Zuerst mit Klassik- und Akkustik-Gitarren, so unplugged-mäßig, um vielleicht in der Richtung was zu machen und sind dann immer mal wieder auf die normale Instrumentierung gekommen. Bißchen knallen muss es ja auch. Das hat natürlich alles etwas gedauert.

Vorsichtig herangetastet...

Alex: Genau! Hätte ja sein können, daß kein gemeinsamer Nenner mehr da ist, dann hätten wir auch nicht weitergemacht. Das hätte ja garkeinen Sinn gehabt.


Ihr habt mit Arno Menses wieder einen neuen Sänger an Board. Den vierten in der Karriere von Sieges Even. Was wurde aus eueren früheren Sängern?

Markus: Gute Frage! Wir haben ja immer ein Sängerproblem gehabt. Vielleicht nicht bei der vierten und fünften Scheibe, aber am Anfang und auch mit Jogi dann, der eigentlich nie richtig zur Band gehören wollte. Das ist natürlich denkbar ungünstig. Dann sind wir wie gesagt vor paar Jahren auf Arno gestoßen. Der kennt die Songs besser als wir, ist auch selber Schlagzeuger, was auch gut ist bei der Musik, vorallem für die rhythmischen Sachen.

Alex: Arno ist auch menschlich total super und ein Riesen-Pluspunkt ist auch, daß er den Stil früher auch immer gehört hat, d.h. er kennt die Stücke alle. Er hat die Zeit genauso miterlebt wie wir, nur er hat halt gehört. Er mag die Musik sehr und singt auch gerne die alten Stücke mit uns. Wirklich super! Genau wie es sein soll.

Das heißt, Arno ist jetzt mehr Teil der Band als es die vorherigen Sänger je waren.

Alex: Absolut! Markus: Es ist jetzt das erste Mal, daß wir wirklich eine richtige Band sind.


Euer eigentliches Live-Comeback hattet ihr am 4. April 2004 beim Headway Festival in Amstelveen (Holland). Erzählt mal mehr darüber.

Markus: Das kam total überraschend. Das war zufällig gerade zu der Zeit, als wir uns entschieden haben, daß wir mit Sieges Even weitermachen. Und wirklich zwei Tage später hatten wir das Angebot, daß wir in Amstelveen auf dem Headway Festival spielen können. Und dann auch noch als Headliner. Das kam natürlich etwas überraschend, weil wir die Stücke über 12 Jahre nicht mehr gespielt haben. Es war also eine Wahnsinnsarbeit, das ganze Material wieder einzustudieren. Und dann als Headliner zu spielen, wir hatten da 120 Minuten gespielt, das war natürlich schon ein Haufen Arbeit. Aber es war okay, die Reaktionen waren super.

Aber da habt ihr auch älteres Material gespielt?

Markus: Ja klar.

Alex: Von jeder Platte. Einen guten Querschnitt für die Leute, die die Musik gerne hören. Denen wollten wir natürlich auch was bieten.

Ihr habt dort auch 10 Minuten von dem völlig neuen Material gespielt. Wie war denn da so die Publikumsreaktion?

Alex: Bestens! Es waren schon ein paar Fans da. Die waren natürlich ganz gespannt „Was bringen die jetzt? Wie sind die jetzt überhaupt?“. Vielleicht gibt es ja auch Leute, denen das neue Zeug nicht gefällt. Ich hoffe es nicht...

Sehen wir ja heute abend...

Alex: Heute sind es 30 Minuten, die wir spielen. Nicht nur 10...


Soweit ich weiß wurde der Gig für eine Live-CD mitgeschnitten. Gibt’s da schon nähere Pläne, vielleicht auch bezüglich einer Live-DVD?

Markus: Die CD wird in der Form nicht erscheinen, weil wir einfach die technischen Aufnahmemöglichkeiten nicht nach Amstelveen mitbringen konnten. Sie wurden uns versprochen, hat aber letztendlich nicht geklappt. Es wäre einfach zu teuer geworden, das Ding da an den Start zu bringen. Wir wollen aber irgendwann eine Live-Platte machen, keine Frage.

Alex: Für die Plattenfirmen ist eine Liveplatte derzeit völlig uninteressant, es muss jetzt erstmal eine Studioplatte her. Deshalb ist die Idee für uns erstmal vom Tisch. Für eine Live-CD brauchen wir auch die nötige Kohle, damit das auch nach was ausschaut.

Ohne einen neuen Studio-Output zu haben, ist das natürlich schwierig...

Alex: Es bringt uns nicht weiter.

Markus: Wir wollen den Leuten auch zeigen, daß wir jetzt das neue Material haben. So klingen wir jetzt. Wenn wir das mal gut rausbringen können, dann sehen wir weiter. Aber klar, ne Live-CD würde ich schon mal gerne machen.


Was erhofft ihr euch von dem Gig heute abend? Mit welchen Erwartungen geht ihr nachher auf die Bühne?

Markus: In erster Linie erwarten wir von uns selbst, daß wir gut spielen und ich bin überzeugt davon, daß es gut wird. Daß wir weiter Spaß haben an der Musik, daß die Leute Spaß haben und daß wir vielleicht auch die Plattenfirmenleute von unserem neuen Material überzeugen können. Deshalb spielen wir es natürlich auch. Das ist mehr ein Showcase heute abend, kein reguläres Konzert.

Das haben wir gemerkt. Es gab auch keine große Werbung für den Gig heute...

Markus: Das ist mehr für die Plattenlabels, Presse und so gedacht. So nach dem Motto: „Okay, hier sind wir. Hoffentlich gefällt´s euch. Wenn nicht, habt ihr eben Pech gehabt“. (lacht)


Euer neues, insgesamt sechstes, Album heißt „The Art Of Navigating By The Stars“. Erzählt mal mehr über die Scheibe.

Markus: Es wird ein sehr langes Stück sein, das in mehrere Teile gegliedert ist. Wir spielen heute abend 30 Minuten daraus, das sind eigentlich 3 Sequenzen. Man könnte die natürlich auch einzeln als Songs sehen. Aber es wird am Schluß auf dem Album so sein, daß es mehr Verknüpfungen zwischen den Parts geben wird. 50-60 Minuten wird es schon werden. Wir haben auch schon das Material für die Abschlußparts, aber wir werden heute nicht das komplette Material spielen. Ne halbe Stunde am Stück ist genug für die Leute...

Alex: Das sind auch die Vorzüge zu „Steps“ damals. Die kam noch als Platte raus und länger als eine Seite konnten wir das Stück nicht machen. Wir haben in der jetzigen Formation aber auch paar kompakte, kommerziellere Stücke geschrieben. Irgendwann haben wir uns dann gesagt: „Wir schreiben wieder so wie früher, wie wir sind, einfach wie es aus uns heraussprudelt“. Wir machen, was wir wollen.

Schließt das konzeptionell auch an?

Alex: An „Steps“?

Markus: Es ist schon anders. Musikalisch anders, von den Texten anders. Aber irgendwie schon vergleichbar. Wir hatten ja schon immer lange Stücke.


„The Art...“ wird aus einem einzelnen Song bestehen. Wirklich nur einer oder kann man es in etwa mit „A Pleasant Shade Of Grey“ von Fates Warning vergleichen?

Markus: Wie gesagt, wir wollten es nicht so machen, daß das Album 60 Minuten durchläuft und man am CD-Player nicht die Möglichkeit hat, irgendwo hinzukommen. Das wäre ja eine Zumutung für die Leute. Die Parts untereinander heißen dann auch „Sequence One“, „Sequence Two“ usw. Es sind schon einzelne Parts, die du auf der CD direkt anklicken kannst. Aber es ist schon irgendwie verlinkt, das Ganze, deshalb kannst du es natürlich auch als einen Song hören, wenn du möchtest.

Auch musikalisch – also es gibt schon nen roten Faden?

Markus: Es gibt textliche Themen, es gibt musikalische Themen. Die Parts untereinander klingen schon sehr unterschiedlich, aber wenn man es zwei-, dreimal gehört hat, kann man schon erkennen, wo da der Faden liegt. Das wird auf der Platte natürlich noch deutlicher werden, weil man da einfach mehr Möglichkeiten hat.


Wie sieht es labeltechnisch aus? Gibt es schon Interessenten? Welches wäre euer Wunschlabel?

Alex: Die, die am meisten zahlen, die nehmen wir natürlich, aber... (lacht) Es gibt da sicherlich Tendenzen, da müssen wir einfach mal ein bißchen abwarten.

Da ist noch nichts spruchreif?

Markus: Noch nichts spruchreif...

Alex: Leider noch nicht...


Mit welchem eurer vorherigen Alben kann man das neue Werk am ehesten vergleichen? Gibt´s mal wieder WatchTower-mäßig auf die Fresse?

Markus: Also, das glaube ich kaum, daß wir nochmal so wie WatchTower... Erstens haben wir nie wie WatchTower gespielt und zweitens entwickelt man sich als Musiker einfach weiter. Wir haben auch gesagt, wir wollen uns in bestimmten Punkten an „A Sense Of Change“ orientieren. Das heißt aber nicht, daß wir uns selbst kopieren. Das geht nicht. Wir üben weiter, wir wollen uns als Musiker weiterbilden. Da kommen einfach neue Einflüsse rein. Ich glaube, das funktioniert nicht, wenn man sagt „Ich möchte jetzt wie auf „Lifecycle“ oder „Steps“ klingen.“ Das würde in die Hose gehen. Wir schreiben so wie wir sind, so wie wir momentan musikalisch und technisch drauf sind und dann kommt schon das richtige raus.


Versucht mal, eure bisherigen Alben in einem kurzen Satz zusammenzufassen.

  • Lifecycle (1988)
  • Markus: Wir waren quasi noch Anfänger. Das war hauptsächlich die Zeit, wo wir richtig was gelernt haben.

  • Albumcover: Sieges Even - Steps (1990) Steps (1990)
  • Markus: Für mich von den Songs her ein absoluter Fortschritt zu “Lifecycle”.

    Alex: Für mich war es der erste Meilenstein... Nee, Quatsch! Die Platte zeichnet schon was besonderes aus. Die Kombination, der Gesang mit dem Sound. Diese Komplexität, die es bei uns - für viele „leider“ - nicht mehr geben wird. Das war einfach Wahnsinn, die ganzen Parts.

    Also die Platte, die man am ehesten als Klassiker bezeichnen kann?

    Alex: Genau! Es fehlt ein bißchen der Faden, aber viele fahren darauf am meisten ab.


  • A Sense Of Change (1991)
  • Markus: Nach wie vor soundtechnisch und vom Songwriting her mein absoluter Favorit.

  • Albumcover: Sieges Even - Sophisticated (1995) Sophisticated (1995)
  • Alex: Es war ein Haufen Arbeit! Musikalisch gesehen muss ich sagen, wenn man die Platte hört, es ist schon extrem hochwertig. Das klingt jetzt bißchen hochtrabend... War viel Arbeit!

  • Uneven (1997)
  • Alex: Für „Uneven“ hatten wir ein halbes Jahr Zeit. Mir gefällt sie ein bißchen besser, weil sie einfach frischer war.


    Eure alten Alben sind inzwischen offiziell kaum noch zu bekommen. Sind Re-Releases geplant?

    Markus: Die ersten drei sind noch regulär erhältlich. Man kann sie in jedem Fall über amazon oder die SPV-Website bekommen und wenn man sie im Plattenladen bestellt, klappt’s eigentlich auch. Sogar zum Niceprice, soweit ich weiß.

    Und die letzten beiden?

    Alex: Es gibt keine Pressungen mehr. Das war damals der Semaphore-Vertrieb und der ist pleite gegangen.

    Plant ihr die mal neu rauszubringen?

    Alex: Wir haben uns jetzt mal informiert, wie das rechtlich so einigermaßen aussehen würde, weil ich habe die Bänder auch so alle daheim. Wir haben schon darüber nachgedacht, die nochmal rauszubringen. Wenn es kein übermäßig großer Aufwand ist, warum nicht?!

    Also ich hab sie nicht, ich würde sie mir gerne neu kaufen.

    Alex: Ja, müssen wir mal gucken...


    Was können wir von der Zukunft erwarten? Gibt es nächstes Jahr eine größere Tour? Sind weitere Aktivitäten geplant?

    Markus: Es wäre natürlich schön, wenn wir eine Tour machen könnten, aber das hängt natürlich alles vom Album ab. Wo es erscheinen wird, wie es erscheinen wird, wann es erscheinen wird. Wie der Erfolg sein wird. Auf jeden Fall ist die Band die Nummer 1, also der Brennpunkt unserer Kreativität und deswegen möchten wir natürlich so weit wie möglich gehen. Und ich glaube, daß wir das können, weil wir von unserem neuen Material überzeugt sind.


    Wie steht ihr zur vieldiskutierten Download-Piraterie? Seht ihr hier eine ernsthafte Gefahr für die Musikindustrie?

    Alex: Nee, absolut nicht. Damals gab es „Tape trading is killing music“, stand auf jeder Platte drauf. Für mich ist das überhaupt nichts neues.

    Markus: Ich glaube wirklich, das ist nur eine Idee der Plattenfirmen.

    Alex: Die Cover werden aufwendiger.

    Markus: Die Leute, die wirklich auf die Musik stehen, wollen das nicht downgeloadet als MP3-Format haben, die wollen die ganze Platte. Die wollen die Texte, das Cover, das ganze Konzept. Es ist ja nicht nur die Musik, die dahinter steht. Es sind die Texte, ich denke mir ja auch was beim Cover. Für mich ist das ein Gesamtkunstwerk.

    Ähnlich bescheuert ist es, sich die neue Rhapsody als mp3 runterzuladen...

    Markus: Ich meine, ich finde es okay. Du hast natürlich die Möglichkeit – das mache ich natürlich auch – dir die Sachen vorher anzuhören. So wie man es früher im Plattenladen gemacht hat. Aber wenn ich die Musik gut finde, gehe ich natürlich in den Plattenladen und kaufe mir die CD. Ich glaube auch, bei unserer Musikrichtung ist die Gefahr nicht so groß. Du musst aber den Leuten auch was bieten, das ist klar.

    Gerade für Bands, die relativ neu im Markt sind oder die wie ihr nach paar Jahren Pause zurückkommen, ist es eine große Chance, sich erstmal wieder bekannter zu machen.

    Markus: Ja, klar. Das haben wir mit den Val’Paraido-Sachen ja auch gemacht.

    Alex: Die hatten wir auf unsere Homepage gestellt und die konnte man sich da dann runterladen. Unentgeltlich.

    Markus: Aber wie gesagt, es ist nicht das, was ich unter einer CD oder einem Album verstehe.


    In wie weit verfolgt ihr die aktuelle Musikszene? Was sind euere derzeitigen Faves?

    Markus: Ich muss sagen, ich bin bißchen raus, was das neue angeht. Es interessiert mich nicht besonders. Ich höre eher alte Sachen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Die erste Venom zum Beispiel, also wirklich quer durch den Garten. Das neue interessiert mich im wesentlichen nicht. Nu Metal... das ist ja auch wieder am abklingen. Ich sehe nichts, was da irgendwie innovativ wäre.

    Hat man alles schon gehabt...

    Markus: Kennt man alles...


    Welche sind so deine Lieblingskünstler?

    Markus: Immer noch absolut gigantisch finde ich Peter Gabriel, für mich einer der innovativsten Künstler.

    Alex: Rush natürlich - gerade erst live gesehen. Es war Wahnsinn, phänomenal!!! Solche Bands gibt’s nur noch ganz selten. Es war noch besser als letztes Mal. Ich hab die jetzt zum dritten Mal gesehen: „Hold Your Fire“, „Roll The Bones“ und jetzt. Einfach Wahnsinn!! Im Auto hör ich zur Zeit Peter Gabriel, ansonsten interessieren mich eher Sachen mit Sound, z.B. Madonna „Music“. Wenn ich Metal hören will, dann meist irgendwelche alten Scheiben. Die neuen interessieren mich nicht so.

    Metallica – St. Anger?

    Markus: Ja, die hab ich dann mal gehört. Das Video fand ich ziemlich cool.

    Alex: Ich habe sie mir gekauft, aber das kann man sich ja kaum anhören.

    Die Produktion ist schon...

    Alex: Ja, macht die Songs kaputt...

    Schon die neue Fates Warning gehört?

    Markus: Ja, sagt mir nichts. Für mich sind 3 gute Stücke drauf. Der Rest ist überhaupt nichts neues. Eigentlich schade, weil die musikalisch schon hochwertig sind, aber für mich halt nichts neues. Das ist auch immer die Frage bei den Progressivgeschichten. Was ist progressiv an den Bands? Die machen seit 15 Jahren das gleiche. Und das ist der Punkt. Ich möchte nicht auf meiner neuen CD so klingen wie vor 12 Jahren. Obwohl du natürlich deinen eigenen Stil hast, deine Art zu schreiben und zu spielen.

    Alex: Das ist auch der Grund, warum wir auf „A Sense Of Change“ anders klangen als auf „Steps“. Die konnte man nicht mehr toppen! Das ist für mich die Idee von „progressiv sein“, den Stil auch zu ändern.


    Gibt es sonst noch was, das ihr unbedingt loswerden wollt?

    Markus: Danke für’s Interview.

    Alex: Ähm... ja, hört euch das an und geht auf die Homepage, vielleicht gibt’s bald was zum downloaden. Dann sehen wir uns auf der Tour oder nem Festival.

    Wir sind gespannt.


    Interview: Matthias Kraemer, Oliver Nöll
    Text: Matthias Kraemer




    Fußball bis zum umfallen!

    Von Matthias Kraemer

    Hardy Kloßek (27) studiert Journalismus an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Seinen Lebensunterhalt verdient der gelernte Radioredakteur mit Fußball spielen. Wir sprachen mit ihm über bisherige Erfolge, zukünftige Pläne und die wichtigste Frage für 2006.

    Hardy Klossek (vorne) in Action! WAZ: Für welchen Verein spielen Sie?

    Kloßek: Ich bin seit über 4 Jahren Stürmer beim niedersächsischen Verbandsligisten SC Spelle-Venhaus. Das ist die fünfte Liga. Danach kommt die Landesliga, in der ich 4 Jahre für Olympia Laxten gespielt habe.

    Wie kamen Sie dazu?

    Mein Vater hat in seiner Jugend bei Schalke 04 gespielt. Er ist auch mit Fußball groß geworden und hat das dann auf mich übertragen. In der D-Jugend war ich beim TuS Lingen – zusammen mit Stefan Wessels, dem heutigen Stammtorhüter des 1. FC Köln. Irgendwann lud mich der Deutsche Fußballbund (DFB) zu mehreren Lehrgängen ein. Ich hatte dann einige Einsätze in der Niedersachsenauswahl, war Kapitän der Bezirksauswahl Weser-Ems und Kapitän der Emslandauswahl.

    Wie halten Sie sich fit?

    Hier in Gelsenkirchen habe ich momentan nicht so viel Zeit zu trainieren. Das wirkt sich natürlich auf die Kondition aus. Bin mal gespannt, ob mein Trainer mich für die Rückrunde überhaupt aufstellt.

    Hardy Klossek - Fußballspieler aus Leidenschaft: wie immer gut gelaunt! Was war bisher Ihr größter Erfolg im Fußball?

    Ich habe leider nie wirklich um einen Aufstieg gespielt. Deswegen zähle ich zu meinen größten Erfolgen die Einsätze in der Niedersachsenauswahl und den Gewinn des Deutschland-Cups als Kapitän der Bezirksauswahl Weser-Ems.

    Wie lange, denken Sie, können Sie das noch weiter machen? Welche Ziele haben Sie noch?

    Ich spiele bis ich auf dem Platz tot umfalle! Der Profizug ist leider schon seit vielen Jahren abgefahren. Deshalb konzentriere ich mich ganz auf meinen Berufswunsch, der im journalistischen Bereich liegt.

    Um dann als Sportreporter Fußballspiele für das Radio und Fernsehen zu kommentieren?

    Das ist schon eine Sache, in der ich meine Zukunft sehe, aber die Konkurrenz ist sehr groß. Ein WM-Spiel als Kommentator zu erleben wäre wahrscheinlich DAS Highlight in meinem Leben.

    Wo sehen Sie Deutschland bei der WM? Werden wir Weltmeister?

    Auch wenn mich jetzt alle für verrückt halten, aber ich sage: Wir werden Weltmeister! Wenn wir alle daran glauben, dann wird in Deutschland eine positive Grundstimmung herrschen, die auf die Mannschaft übertragen werden sollte. Ich steh dazu, wir werden Weltmeister.

    Hat Sie schon mal eine Frau vor die Wahl gestellt: Der Fußball oder ich?

    Ich glaube, jede Frau, die sich mit mir eingelassen hat, wußte vorher schon, was sie macht. Ich könnte meine Leidenschaft auch nie verbergen. Ich glaube, wenn mich eine Frau vor die Wahl stellen würde, dann wäre es eh nicht die Richtige, weil sie mir etwas nehmen wollen würde, das ich liebe.

    Matthias Kraemer

    Original: Seminar "Schreibwerkstatt 1", Wintersemester 2005/06




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